Die Leserzuschriften, die hier im Blog auflaufen, beinhalten immer die gleichen Fragen: Wie schaffe ich es, einen Job in Italien zu bekommen? Wohin soll ich am besten auswandern? Wie kann ich mich am besten schon von Deutschland aus organisieren?
Wer nicht zu seiner großen Urlaubsliebe nach Italien zieht, ist natürlich flexibler, was die Auswahl des Ortes angeht, an dem das Abenteuer mit dem „Dolce Vita“ losgehen soll. Andererseits ist es auf jeden Fall einfacher, wenn man nach der Ankunft im Land der Träume auf bestehende Strukturen in Familie und Freundeskreis zurückgreifen kann, wenn es darum geht, behördliches und berufliches in den Griff zu bekommen. Denn auch wenn es in Italien zu allem und jedem ganz klare Gesetzgebungen und Vorgehensweisen in Ämtern gibt: Es passiert sehr häufig, dass man vor Ort keinen Schritt weiterkommt, wenn man nicht Beziehungen hat, oder einen sehr langen Atem.
So oder so, steht meist die Frage im Vordergrund, wie man es schaffen kann, möglichst schnell finanziell in Italien auf eigenen Beinen zu stehen.
Jobsuche von Deutschland aus
Es gibt immer Firmen, die in Italien auf der Suche nach deutschsprachigen Mitarbeitern sind. Man kann also durchaus versuchen, schon von Deutschland aus eine Job an Land zu ziehen, ganz einfach über die einschlägigen Jobportale und Netzwerke.
Jobsuche in Italien – Worauf lass ich mich da ein?
Ohne es zu banal aufteilen zu wollen, gilt doch eine Daumenregel: Im Süden gibt es meist Jobs ohne Arbeitsvertrag, Sozialversicherung und Bezahlung. (Ja: Man gerät durchaus an Arbeitgeber, die nie vorhatten, zu zahlen, und das auch durchziehen.) Im Norden stehen die Chancen nicht schlecht, dass man einen Job im Customer Service (Call Center) in verschiedensten Branchen für den deutschen Kundenstamm erhält.
Der Tourismus-Sektor ist nach wie vor das Ziehpferd der italienischen Wirtschaft und viele Urlauber kommen aus Deutschland – hier sitzt großes Potential von Jobs für deutsche Muttersprachler in ihrer Wahlheimat, genauso wie in der Kundenbetreuung des deutschen Kundenstammes italienischer Firmen. Ansonsten kann man noch mit Deutschunterricht weiterkommen. Viel gefragt – aber nicht wegen ihrer Deutschkenntnisse – sind auch Erntehelfer und Pflegepersonal im familiären Bereich. Erntehelfer sind kaum mehr Italiener selber, sondern Afrikaner, die für einen Stundenlohn von circa 2 bis 3 Euro auf den Feldern schuften. Die „Badantenjobs“ zur Pflege werden oft von Frauen aus Osteuropa übernommen, die ihre Familien dort unterstützen und in Italien bei der zu pflegenden Person schlafen, denn ohnehin müssen sie meist 7 Tage die Woche arbeiten, und haben nur eine tägliche Pause von 2 Stunden und Sonntagvormittag frei. Für diesen 24/7 – Job kommen Pflegekräfte auf etwa 1000 Euro im Monat. Oft wird kein richtiger Arbeitsvertrag angeboten.
In einem 40 Stunden Callcenter-Job kann man auf 1.200 Euro netto monatlich in den ersten Jahren kommen, und die Verträge sind jeweils befristet, bis irgendwann der unbefristete Vertrag angeboten wird, wenn der Arbeitgeber einen nun endlich ganz sicher und für immer haben will. Mit den Jahren wird der Verdienst dann besser. Ein Angestellter im mittleren Management kann nach ein paar Jahren auch auf 2.000 Euro monatlich kommen.
Wieviel Geld brauche ich für einen Start in Italien?
Lebenshaltungskosten
Die Lebenshaltungskosten in Italien sind – vor allem im Norden – nicht niedriger als in Deutschland, im Schnitt eher höher. Bustickets und Regionale Produkte sind erfreulich billig, aber Supermärkte generell teuer als in Deutschland. Ein Liter Frischmilch kostet durchaus mal 1,50 Euro, aller Babybedarf gut das Doppelte der deutschen Preise, usw.
Ein nichtrauchender (ausgehfauler!) Single kommt an Lebenshaltungskosten sicher mit 300 Euro im Monat über die Runden, inklusive leckerer italienische Küche mit frischen und guten Lebensmitteln (wenn er selber kocht ;)) und Handykosten sowie Internet. Exklusive sind Friseur, Kosmetiker, Auto, Shoppen.
+ wohnen
Wo man als Deutscher schnell Arbeit findet (in Mailand) sind auch Wohnungen teures Gut. Eine Zweizimmerwohnung kostet mindestens 800 Euro (kalt), Miniappartments auch rund 700 Euro inkl. Nebenkosten. Die meisten Wohnungen werden möbliert vermietet.
Dabei zahlt man die Miete nur viermal im Jahr, immer drei Monate auf einmal – im Voraus. Plus eine Kaution von 3 Monatsmieten.
Für die erste Überweisung an den Vermieter sollte man dementsprechend nicht unter 5000 Euro einplanen, dann sind erst einmal 3 Monate Ruhe. Wer über eine Agentur sucht, oder eine Wohnung findet, die über eine Hausverwaltung vermietet wird, muss nochmal 3 Monatsmieten für die Provision einplanen.
= Startkapital mindestens 10.000 Euro
Je nach persönlicher Situation würde ich nicht raten, eine Auswanderung mit weniger als 10.000 Euro auf der hohen Kante anzugehen, wenn man relativ sicher sein möchte, nicht nach drei Monaten wieder in Deutschland auf der Matte stehen zu müssen.
Aber: Jeder Auswanderer hat seine eigene Geschichte und seine eigene Art und Weise, sich im Leben zu arrangieren. Insofern kann ich nur jedem raten, es auszuprobieren. In Italien zu leben ist nicht immer leicht, aber wer flexibel ist in seinen Ansprüchen und die „kleinen italienischen Momente“ sucht, statt finanzieller Sicherheit, kommt sicher auch auf Dauer gut klar.
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