Wer ohne Arbeit nach Italien auswandern möchte, kann dort – unter bestimmten Voraussetzungen – direkt Arbeitslosengeld beantragen.
Die Rechtslage
Ein Arbeitssuchender aus Deutschland hat in jedem anderen EU-Land Anspruch auf drei Monate Arbeitslosengeld, wenn er seit mindestens vier Wochen in Deutschland arbeitssuchend gemeldet ist. (Ausnahmen können bei der deutschen Agentur für Arbeit erfragt werden).
Das Arbeitslosengeld wird vom INPS gezahlt. Mit der Antragstellung erklärt man gleichzeitig seine sofortige Verfügbarkeit (DID, Dichiarazione di immediata disponibilità) für eine neue Arbeitsstelle. Diese Erklärung wird vom INPS an die “Agenzia Nazionale per le Politiche Attive del Lavoro” weitergeleitet. Innerhalb der nächsten 15 Tage muss sich der Arbeitssuchende ans “centro per l`impiego” (Arbeitsamt) wenden, um den “patto di servizio personalizzato” zu unterzeichnen.
Der Antrag – in der Praxis
Es gibt strenge Auflagen und vor allem wenig Zeit, um „seine Arbeitslosigkeit“ aus Deutschland mit nach Italien zu nehmen. Mit diesen zwei Tipps kann es klappen:
Im Vorfeld sollte man beim deutschen Arbeitsamt das Formular U2 (früher: Formular E 303) anfordern. Damit kann man sich später in Italien beim Arbeitsamt bzw. beim zuständigen INPS melden.
Nach der Ankunft ist Eile geboten: Innerhalb von sieben Tagen nach der Ausreise muss der Antrag beim INPS gestellt werden.
(Wer in Italien keine neue Stelle findet und nach Deutschland zurückkehrt, um weiter Arbeitslosengeld zu beziehen, muss vor Ablauf der im Formular U2 genannten Frist zurückkehren. Wer dies versäumt, verliert nach der Rückkehr nach Deutschland alle verbliebenen Leistungsansprüche).
Worauf lasse ich mich da ein?
Als arbeitsloser Deutscher nach Italien auszuwandern, ist nicht stressfrei.
Auf jeden Fall sollte man die Zeit von Anfang an gut nutzen. Denn in der Regel muss man beim INPS schon die entsprechenden italienischen Dokumente vorlegen, um den Antrag vollständig auf den Weg bringen zu können. Wer also nicht lange auf sein Geld warten will, sollte gleich nach der Ankunft den codice fiscale und die residenza beantragen, um schon bei der Antragstellung alles beisammen oder zumindest auf den Weg gebracht zu haben.
Hier liegt auch schon der erste Stolperstein: Italien vergibt den Wohnsitz in der Praxis nicht „einfach so“ an alle, die mit ihrem deutschen Personalausweis winken. Wenn kein gültiger Arbeitsvertrag vorgelegt werden kann, werden im Regelfall Vermögensnachweise und eine private Krankenversicherung vom Anwärter auf den italienischen Wohnsitz verlangt.
Ein weiterer Stressfaktor: In Italien mahlen die Mühlen langsam. Es kann gut sein, dass der Antrag auf Arbeitslosengeld erst einmal liegen bleibt, weil ein Detail nicht ausgefüllt wurde oder ein Nachweis fehlt. Dies muss dem Antragsteller nicht mitgeteilt werden. Dann muss man unter Umständen seiner finanziellen Unterstützung hinterherlaufen. Und sich in der Zwischenzeit selbst finanzieren.
Die Höhe des Arbeitslosengeldes
In der Praxis landet man meist weit unter dem, was in Deutschland gezahlt wird. Die Sachbearbeiter sagen einem manchmal recht offen, dass sie sich an den italienischen Durchschnittslöhnen der jeweiligen Branche orientieren und man froh sein müsse, überhaupt etwas zu bekommen. Aber selbst, wenn man das deutsche Durchschnittseinkommen zur Berechnung heranziehen würde, darf das Arbeitslosengeld in Italien nicht den Höchstbetrag übersteigen, der jährlich vom INPS festgelegt wird. Im Jahr 2023 waren dies 1.470,99 Euro pro Monat.
Quellen: europa.eu, gigroup.it
Der Artikel erschien zuerst 2018 auf italien-inside. 2024 wurde er komplett überarbeitet.
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