Für viele Auswanderer gilt leider auch im Traumland: Kurz nach der Ankunft muss ein Job her. Die gute Nachricht: Für deutsche Muttersprachler ist das kein Problem. Die Herausforderung: Es kommt darauf an, in welcher Region man leben möchte und wie wichtig einem das Gehalt ist. Auch die Jobsicherheit ist in Italien anders als in Deutschland, zumindest in den ersten Jahren beim selben Arbeitgeber …
Der Arbeitsmarkt
Ohne banalisieren zu wollen, gibt es eine Daumenregel: Im Süden gibt es wenig Arbeit für Ausländer, und wenn, dann meist ohne Arbeitsvertrag, ohne Sozialversicherung und leider manchmal auch ohne Bezahlung. (Ja: Man kann durchaus an Arbeitgeber geraten, die nie vorhatten zu zahlen und das auch durchziehen). Im Norden stehen die Chancen nicht schlecht, einen „richtigen“ Arbeitsvertrag zu bekommen. Denn dort gibt es mehr große Firmen, die mit dem deutschsprachigen Raum Geschäfte machen und daher langfristig auf deutsche Muttersprachler angewiesen sind. Vor allem in Mailand und Umgebung gibt es immer wieder freie Stellen im deutschsprachigen Kundenservice (Call Center) für die verschiedensten Branchen.
Bei einer 40-stündigen Tätigkeit im Call Center kann man in den ersten Jahren bis zu 1.200 Euro netto im Monat verdienen. Mit den Jahren steigt das Gehalt. Ein Angestellter im mittleren Management kann nach einigen Jahren auch mit 2.000 Euro netto im Monat rechnen.
Die Tourismusbranche ist nach wie vor das Zugpferd der italienischen Wirtschaft und viele Urlauber kommen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Hier gibt es ein großes Jobpotenzial für deutsche Muttersprachler in ihrer Wahlheimat. Die Bezahlung variiert natürlich je nach Tätigkeitsfeld, aber mit mehr als 1.000 Euro für eine 40-Stunden-Woche im Schichtdienst, zum Beispiel an einer Rezeption, sollte man nicht rechnen, um bei der Auswanderungsplanung auf der sicheren Seite zu sein.
Ansonsten kann man noch mit Deutschunterricht weiterkommen. Sowohl Privatunterricht für Arbeitnehmer oder auswanderungswillige Italiener als auch Nachhilfeunterricht für Schüler. Ein finanzieller Richtwert ist etwa 15 Euro pro Stunde. Es gibt auch die Möglichkeit, regulären Unterricht an privaten Sprachschulen zu geben oder an staatlichen Schulen „Deutsche Konversation“, die oft parallel zum normalen Deutschunterricht angeboten wird.
Sehr gefragt – aber nicht wegen ihrer Deutschkenntnisse – sind auch Erntehelfer und Pflegekräfte im familiären Bereich. Erntehelfer sind kaum noch Italiener, sondern Afrikaner, die für einen Stundenlohn von ca. 2 bis 3 Euro auf den Feldern arbeiten. Die „Badantenjobs“ in der häuslichen Pflege hingegen werden oft von Frauen aus Osteuropa übernommen, die dort ihre Familien unterstützen und in Italien bei der zu pflegenden Person wohnen, da sie ohnehin meist 7 Tage die Woche arbeiten müssen und nur eine tägliche Pause von 2 Stunden und den Sonntagvormittag frei haben. Für diesen 24/7-Job erhalten die Betreuungskräfte ca. 1.000 Euro (netto) im Monat. Oft wird kein Arbeitsvertrag angeboten.
Die italienischen Gewerkschaften haben in der Vergangenheit so viele Rechte für Arbeitnehmer erkämpft, dass es kaum noch Unternehmen gibt, die jemanden regulär anstellen (können). So werden Arbeitsverträge in der Regel in den ersten Jahren auf maximal ein Jahr befristet, bis nach mehreren Vertragsverlängerungen endlich ein unbefristeter Vertrag angeboten wird. Das passiert erst, wenn der Arbeitgeber einen endlich ganz sicher und für immer haben will.
Einen unbefristeten Arbeitsvertrag zu bekommen, ist in Italien ein Glücksfall. Auch für die Italiener selbst. Jahrelange Unsicherheit über die berufliche Zukunft und die damit verbundenen Zugeständnisse wie kostenlose Überstunden und hohe Flexibilität bestimmen das Leben der Mehrheit der Bevölkerung.
Neben der ständigen Angst, den Arbeitsplatz zu verlieren (nicht selten wird erst drei Tage vor Vertragsende offiziell bestätigt, dass der Vertrag wieder verlängert wird), kämpfen viele deutsche Expats mit einem ganz anderen Phänomen: der Einstellung des Managements zur Arbeit und zu den Kollegen. Die ist nämlich höchst „undeutsch“. Wer einmal die Position eines Direttore innehat, reduziert seine Präsenz am Arbeitsplatz oft stark und delegiert viel an diejenigen, die auf der Karriereleiter weiter unten stehen. So kann es schon mal vorkommen, dass sich ein Call-Center-Mitarbeiter abmelden muss, um auf die Toilette zu gehen, während gleichzeitig drei Manager eine ausgedehnte Zigarettenpause direkt vor dem Notausgang machen oder lange Zeit gar nicht auftauchen, weil sie ausgiebige Pausen in der nächsten Bar einlegen.
Wer sich von solchen Szenarien nicht abschrecken lässt, kann seine berufliche Zukunft in Italien planen.
Stellenangebote für Deutsche in Italien
Wer „vor Ort“ kein Glück hat, ein Jobangebot zu bekommen, oder keine Beziehungen hat, kann hier fündig werden:
In der Facebook-Gruppe Jobs in Italien für Deutschsprachige dreht sich alles um Jobangebote für Deutsche in ganz Italien.
Nicht nur für Deutsche, aber eine der größten Jobbörsen für Italien ist die der Zeitung „Corriere della Sera“.
Was in Deutschland das Business-Netzwerk Xing ist, ist in Italien LinkedIn. Viele große Firmen nutzen es, wenn sie nach passenden Fachkräften suchen, Jobangebote erhält man (auch unfreiwillig) per E-Mail entsprechend seiner veröffentlichten Qualifikationen.
Ansonsten gibt es natürlich zahlreiche allgemeine (italienische) Jobportale mit entsprechenden Suchfunktionen. Hier eine Auswahl: infojobs.it, lavoro.trovit.it, it.jobrapido.com, monster.it, careerjet.it, jooble.org
Tipp: Eine gute Informationsquelle für Jobs sind auch deutsch-italienische Stammtische in den größeren Städten. Einige sind auch auf Facebook zu finden.
Wer andere Gruppen, Seiten und Tipps kennt, mit denen deutsche Muttersprachler in Italien Arbeit finden können, kann diese Informationen gerne kurz an uns schicken, damit sie hier veröffentlicht werden!
Dieser Artikel erschien zuerst 2016 und wurde dann laufend überarbeitet.
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