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Schwangerschaft auf Italiensich (Teil 2)

Gegen Ende der Schwangerschaft übernehmen Hebammen und Ärzte des Krankenhauses die Vorsorgeuntersuchungen und es wird nochmal voll im Terminkalender. Da hilft es, dass werdende Mütter in Italien bereits zwei Monate vor errechnetem Geburtstermin im Mutterschutz sind. (Wie man als Freiberufler Mutterschutz beantragt haben wir schon beschrieben, für Angestellte ist die Prozedur natürlich weniger komplex.)

Die Krankenhauswahl ist natürlich auch in Italien nie leicht. Es stehen Kliniken und Krankenhäuser zur Verfügung. Die Kliniken, die private Träger haben, aber mit der staatlichen Krankenkasse zusammenarbeiten, haben meist ein netteres Flair als die oft heruntergekommenen Krankenhäuser. Aber bei der Wahl ist folgendes einzubeziehen: Die privaten Träger sind gesetzlich nicht verpflichtet, Räume und Geräte für Maßnahmen wie zum Beispiel Rianimation zu haben. Man sollte also im Einzelfall abklären, ob die Klinik die man sich zur Geburt des Kindes vorstellen kann, über die geeignete Notfallmedizin verfügt bzw. ab welcher Komplikation man für die Versorgung verlegt werden muss.

Ist das Krankenhaus ausgewählt, geht man dort am besten persönlich mit der Überweisung vom behandelnden Gynäkologen vorbei und macht mit einer Hebamme die nächsten Termine aus. Als Erstgebärende kann man sich (meist auch mit Partner) zu einem Geburtsvorbereitungskurs anmelden. Dazu benötigt man ebenfalls eine Überweisung vom Gynäkologen. Wenn der Termin des Kurses steht, geht man mit Überweisung und Termin zum CUP (Centro Unico di Prenotazione) , zahlt das Ticket (ist nicht kostenlos, für einen Kurs von acht Sitzungen mit Ehepartner zahlt man etwa 100 Euro) und gibt den Beleg dann zu Beginn des Kurses bei der leitenden Hebamme ab.

Was vielleicht seltsam anmutet, aber ein Erfahrungswert ist: Oft gibt es die Möglichkeit, als Mutter Zuzahlungen vom Staat zu erhalten, aber niemand weiß etwas davon und auch in Consultorio und Krankenhaus wird man nicht darauf hingewiesen. Momentan gibt es zum Beispiel eine monatliche Unterstützung für Mütter (zwischen 100 und 200 Euro monatlich, abhängig davon, ob man stillt, oder nicht) in Lebensmittelcoupons. Dies muss aber rechtzeitig nach der Geburt des Kindes beantragt werden. Es lohnt sich also unbedingt, schon vor der Geburt einen Termin beim nächsten CAF zu machen, um sich über aktuelle Fördermaßnahmen zu informieren, und sich bei der Beantragung unterstützen zu lassen.

Die Vorsorgeuntersuchungen, die dann im Krankenhaus mit Hebamme und Co einzuplanen sind, sind folgende:

  • kleine Vorsorgeuntersuchung bei der Hebamme mit zusätzlich Gewichtskontrolle, Blutdruck, Herztonmessung (Tracciato)
  • gesonderter Termin, um die „Cartella“, die Krankenhausakte, zusammenzustellen (hier werden alle anderen Untersuchungsergebnisse festgehalten, zusätzlich werden lange Formulare ausgefüllt. U.a. werden Blutgruppe, Rasse, Schulbildung und Beruf des Kindsvaters ermittelt)
  • Untersuchung (inkl. Ultraschall) beim Frauenarzt
  • EKG
  • umfangreicher Blut- und Urintest sowie Abstriche (muss u. U. im krankenhauseigenen Zentrum durchgeführt werden, da die Daten intern in die Gynäkologie weitergeleitet werden)
  • Termin bei einem Anästhesisten im Krankenhaus, falls Epidurale gewünscht wird (Wird dieser Beratungstermin nicht wahrgenommen, kann es sein, dass sich der bei der Geburt diensthabende Arzt weigert, eine Epiduralanästhesie durchzuführen, weil keine in nüchternem Zustand unterschriebene Einverständniserklärung vorliegt.)

EKG, Anästhesie-Termin und gynäkologische Untersuchung werden meist in einem „Day-Hospital“ zusammengefasst.

Zu den im Krankenhaus wahrzunehmenden Termine wird man direkt von der Hebamme „überwiesen“, und sie macht auch bei Bedarf direkt intern den Termin fest. Trotzdem muss man ganz regulär mit dem Schein vor dem jeweiligen Termin persönlich zum CUP gehen und ihn sich dort betästigen lassen um den Beleg dann bei der Untersuchung vorzulegen.

Wer keinen Geburtsvorbereitungskurs mitmacht, erhält von den Hebammen eine kleine Führung durch das Krankenhaus und die Liste, mit allem, was mit in die Krankenhaustasche muss. Im Normalfall ist das neben Babykleidung auch Wasser (regulär stehen Patientinnen nur bei jeder Mahlzeit je ein halber Liter zu, manche Krankenhäuser haben keine extra Flaschen zum „verschenken“), Besteck (es gibt auch Plastikbesteck im Krankenhaus, das wird aber oft nur auf Anfrage rausgerückt) und eine Chlorlösung zur Wundreinigung nach der Geburt.

8 Antworten zu „Schwangerschaft auf Italiensich (Teil 2)“

  1. Avatar von Susanne
    Susanne

    Hallo Kim, hast du Erfahrungen oder Infos, ob auch die Möglichkeit besteht zuhause zu entbinden und von einer Hebamme begleitet zu werden?
    Wie steht es um freiberuflich arbeitende Hebammen?
    Dank für deine Infos und Grüsse,
    Susanne

    1. Avatar von kim
      kim

      Hallo Susanne, entschuldige bitte die verspätete Antwort!
      Es gibt die Möglichkeit in vielen Städten in Italien. Frag mal bei Deinem Gynäkologen nach. Soweit ich weiß, muss bei der Entbindung immer eine Ambulanz bereit stehen, falls Komplikationen auftauchen, und das bieten nicht alle Kommunen an.
      Alles Gute!
      kim

  2. Avatar von Johanna

    Hallo Kim,
    ein toller Beitrag! Complimenti! 🙂
    Ich bin zur Zeit mit meinem zweiten Kind schwanger. Mein Mann ist Italiener und wir leben in Mailand, daher habe ich auch mein erstes Kind hier bekommen.
    Ich habe vor Kurzem einen Mamablog gestartet und ebenfalls einen Artikel über die Schwangerschaft in Italien geschrieben (https://bambinibelli.de/schwangerschaft-in-italien/).
    Ich finde deinen Blog jedenfalls sehr interessant und werde demnächst mal öfter vorbeischauen.
    Liebe Grüße,
    Johanna.

  3. Avatar von Silja
    Silja

    Mich würde interessieren, ob Väter in italienischen Krankenhäusern bei der Geburt dabei sein dürfen. Vielen Dank im Voraus!

    1. Avatar von kim
      kim

      Hallo Silja, also bei uns war der Vater immer dabei und ich denke fast, das ist Standard in Italien. Frag mal im Krankenhaus nach, das Du Dir aussuchst.
      (Bei uns im Vorbereitungskurs wurde allerdings eindringlich darauf hingewiesen, dass Schwiegermütter NICHT in den Kreissaal dürfen ;))
      Väter durften bei uns auch nachher frei ein- und ausgehen, waren nicht an die Besuchszeiten gebunden.
      Alles Gute!
      Kim

  4. Avatar von Laura
    Laura

    Ich hätte gerne gewusst, wie es mit der Nachbetreuung ausschaut z.B. ambulante Hebamme,Mütter und Vöterberatung etc. Besten Dank

    1. Avatar von kim

      Hallo Laura, das ist meines Wissens nicht einheitlich geregelt.
      Die Hebammen des ASL/Consultorio bieten Sprechstunden an, man kann auch kurzfristig vorbeikommen und/oder anrufen, wenn man erst einmal nur etwas wissen möchte, das telefonisch abklärbar ist. Aber eine Nachbetreuung durch diese Hebammen wie in Deutschland ist nicht geplant. Dazu müsste man sich an eine der freiberuflichen Hebammen vor Ort, die gegen Honorar arbeiten, wenden. Leider habe ich da kein übergreifendes Verzeichnis gefunden, Du müsstest also für Deinen Heimatort die Hebammen googeln. Bei uns war der Tarif 18 Euro/Stunde.
      Unser Krankenhaus hat eine kostenlose, super-fortschrittliche Rückbildungsgymnastik angeboten und auch Mutter-Kind-Kurse bei denen man sich austauschen konnte. Dazu müsstest Du aber auch mal dort nachfragen, wo Du entbindest.
      Ich hoffe, das hilft schon einmal weiter?
      Lieben Gruß und viel Glück 🙂
      Kim

      1. Avatar von kim

        … wenn es vor allem um das Stillen geht, kann auch die Leche League weiterhelfen, die bieten ebenfalls Einzelberatung an, oft in der Nähe, wenn Ihr nicht ganz Außerhalb wohnt . . .
        guck mal hier rein: http://italien-inside.de/kinder-bekommen-in-italien-teil-3/

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