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„Superbonus 110%“ – auch fürs Ferienhaus in Italien?

Prinzipiell kann man sagen, dass der sog. „Superbonus 110%“ von sämtlichen physischen Personen genutzt werden kann und dies unabhängig davon, ob es sich um italienische Staatsbürger oder nicht in Italien ansässige Personen handelt.

Allerdings: Es gibt einen wesentlichen Unterschied hinsichtlich der Nutzung der Steuergutschrift in Höhe von 110% der getätigten Ausgaben. Dieser Unterschied ist vor allem auf die Tatsache zurückzuführen, dass, nach derzeitigem Stand, im Falle einer nicht-ansässigen-Person, die gewährte Steuergutschrift nicht direkt genutzt werden kann, da in Italien kein steuerpflichtiges Einkommen vorliegt und somit auch keine italienische Einkommensteuer entrichtet werden muss von welcher die Steuergutschrift eventuell in Abzug gebracht werden könnte. Aus diesem Grund sind für nicht ansässige Personen die Nutzungsmöglichkeiten der Steuergutschrift in Höhe von 110% auf folgende zwei Möglichkeiten beschränkt:

  1. Abtretung des Steuerguthabens an eine Bank;
  2. Abtretung des Steuerguthabens an einen Lieferanten (z.B. Baufirma, etc.), welcher anschließend einen Rabatt in Höhe des abgetretenen Guthabens gewährt.

In Ihrem Fall wären man also de facto „gezwungen“, das Steuerguthaben entweder an eine Bank oder einen Lieferanten abzutreten, was selbstverständlich den Nachteil mit sich bringt, dass man von dem Steuervorteil in Höhe von 110% höchstwahrscheinlich nur zwischen 90% und 105% nutzen könnte (je nach Konditionen der Abtretung), da der Übernehmer natürlicherweise den auszuzahlenden Betrag bzw. den Rabatt um einen Gewinnaufschlag reduzieren wird.

Um von dem „Superbonus 110%“ profitieren zu können, ist es außerdem wichtig, zwischen den sog. Haupteingriffen/primären Maßnahmen und den „Mitgezogenen“-Maßnahmen zu unterscheiden, da lediglich bei Umsetzen eines Haupteingriffs auch eine „Mitgezogene“-Maßnahme (z.B. Installation einer Photovoltaikanlage) gefördert wird.

Hier einige Haupteingriffe und „Mitgezogenen“-Maßnahmen:

  • Haupteingriffe:
    • Wärmedämmung von mehr als 25% der Gebäudehülle (also Außenwände, Dach, Kellerdecke usw.);
    • Ersatz von Heizungs- und/oder Klimaanlagen;
    • Ersatz von Anlagen zur Erzeugung von Warmwasser;
    • Maßnahmen die zur Erdbebensicherheit beitragen.
  • „Mitgezogenen“-Maßnahmen:
    • Austausch von Türen und Fenstern;
    • Installation von Sonnenkollektoren;
    • Installation von Photovoltaikanlagen;
    • Installation von Ladestationen für Elektrofahrzeuge;
    • Anbringung eines Sonnenschutzes;
    • Gebäudeautomation;
    • Installation von Speichersystemen.

Die Höhe der geförderten Maßnahmen variiert dabei je nach Eingriff und beläuft sich auf maximal 50.000 EUR für Einfamilienhäuser. Wichtig: Lediglich jene Ausgaben werden gefördert, die innerhalb vom 31. Dezember 2021 anfallen.

Da der „Superbonus 110%“ sehr komplex aufgebaut ist, bedarf es einer angemessenen technischen, steuerlichen und organisatorischen Planung, um die effektive Vorteilhaftigkeit festzustellen.

Svenja Bartels ist Rechtsanwältin und lebt mit ihrer Familie in Padua.

5 Antworten zu „„Superbonus 110%“ – auch fürs Ferienhaus in Italien?“

  1. Avatar von Jan Zeis
    Jan Zeis

    Hallo zusammen, meine Erfahrungen mit dem 110% Bonus sind gemischt. Ich besitze seit 2017 ein Haus BJ ca. 1300 in der historischen Altstadt von Sciacca (Ag) / Sizilien. Mein Geometra hat sich sehr engagiert und zügig die Förderung zur Dämmung der Fassade beantragt. im April 2021 wurden 60.000 Euro Fördergelder an den Bauunternehmer überweisen, davon trug ich 10%, also 6.000 Euro, der Rest wurde durch den italienischen Staat gezahlt. Natürlich super für so einen geringen Betrag an eine neue Fassade zu kommen. Der Preis war aber mit Sicherheitr 30% überteuert und seit zwei Jahren laufe ich dem Bauunternehmer hinterher, damit er die letzten Arbeiten zuende bringt. Eine Fassadenseite ist erst im Oktober saniert worden, der Anstrich errfolgt vermutlich nach Ostern. Ich habe inzwischn ein sehr gutes Netztwerk aufbauen können, dass den Bauunternehmer moralisch sehr in die Zange genommen hat, ansonsten würde ich sicher noch Jahre warten. Ich bin zum Glück ein sehr geduldiger Mensch, aber das ging doch ziemlich an die Nerven.

    Unter dem Strich kann ich sagen, dass die Baukosten extrem versaut worden sind. Ohne Förderung kann der Normalsterbliche kaum noch bauen. Die Bauunternehmer haben massenweise Projekte angenommen und konnten diese überhaupt nicht mehr bewältigen. Dazu kommt, dass ich nie wußte auf wie vielen Baustellen gerade mit „meinen“ 60.000 Euro gearbeitet wird. Alles sehr undurchsichtig. Wer überhaupt noch an die Förderung kommt stelle sich also auf sehr hohe Projektkosten und extrem lange Laufzeiten ein – nichts für schlechte Nerven und die deutsche Ungeduld!!!

  2. Avatar von Ulrike Reichert
    Ulrike Reichert

    Hallo,
    Meine Doppelhaushälfte im Trentino ist die Jahre gekommen und bedarf einer Sanierung Dach, Fenster Türen Heizung
    Wie kann ich eine Förderung oder Superbonus als Deutsche in Italien bekommen?
    Mit freundlichen Grüßen
    Uli

    1. Avatar von Kim Kruse
      Kim Kruse

      Hallo Ulrike, meines Wissens sind momantan die Förderungen wie SuperBonus ausgelaufen. Frage am besten einen Geometra/Architekten, die wissen das als erstes.
      LG
      kim

  3. Avatar von Timo
    Timo

    Guten Abend in die Runde, ich verfolge diesen Blog mit großem Interesse, da meine Frau und ich planen, eine Ferienwohnung am Lago Maggiore zu erwerben. Wir haben nun ein konkretes Objekt ins Auge gefasst, das wir bereits mehrfach besichtigt haben und zu dem ein ausführlicher Bericht eines Architekten vorliegt: demzufolge müssten einige Renovierungsmaßnahmen am Gemeinschaftseigentum (insb. Dach) erfolgen. Offensichtlich sind die Verfahren der staatlichen Förderprogramme nicht ganz frei von Hürden, weshalb ich mich sehr gerne einmal mit jemandem austauschen würde, der diesen Prozess bereits durchlaufen hat bzw. ebenfalls kurz davor steht.
    Ich freue mich auf eure Kommentare!
    Beste Grüße, Timo

  4. […] hatten bereits in einem vorherigen Artikel über die Möglichkeit der Renovierung von Ferienimmobilien in Italien gesprochen, für die man als […]

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