Es ist ein sehr schönes Buch, und sehr umfangreich – Volker Reinhardt, ein renommierter deutscher Historiker und Experte für italienische Renaissance und Papsttum, nimmt uns mit auf eine ausgedehnte Reise durch die Jahrhunderte und Territorien Italiens. Das Ziel ist, zu vermitteln, woher das kommt, was von Italienern und Nicht-Italienern typischerweise als „italienisch“ verstanden wird.

Wer länger in Italien lebt oder sich viel mit Land und Leuten beschäftigt, kommt meist auf die Idee, das Easy-Going und die Nettigkeit auf das Wetter zurückzuführen. Und die individuelle Zurückgezogenheit neben der „Unregierbarkeit“ der Masse, das Chaos in der Politik und die Macht irgendwelcher schlecht durchschaubarer Strukturen in der Bürokratie auf die vielen Eroberer und Belagerer, die den jeweiligen Regionen über die Jahrhunderte doch irgendwie einen Stempel aufgedrückt haben.

Da ist es schon interessant, tiefer einzutauchen und sich durch das Mittelalter bis in die Neuzeit fachkundig durch das Land führen zu lassen. Meist anhand einer Betrachtung der aus der jeweiligen Zeit stammenden Kunstschätze. Denn daraus lässt sich viel ablesen. Die Rolle der Kirche zum Beispiel, immer wieder, und die mannigfaltige Rebellion gegen ihre Vorherrschaft. Edle Absichten und abgrundtief fiese Machenschaften. Machtstrukturen, die sich bei genauerer Betrachtung der vielen von Mäzenen und Machthabern in Auftrag gegebenen Kunstwerken auftun.

Die Kunst – die Schönheit – als codifizierte Infos zu wahrem Geschehen und tatsächlicher Motivation, abseits der offiziellen Quellen und Darstellungen. Als Transportmittel der Geschichte Italiens, wie sie wirklich stattgefunden hat und erlebt wurde, und somit Quelle für das Verständnis, was diese Kultur, die uns so fasziniert, hervorgebracht hat. Absolut lesenswert und ein tolles Geschenk für Italienliebhaber!