Der Sommer ist da und mit ihm auch alle bekannten und berüchtigten Phänomene, wie z.B. der Deutschen Vorliebe, am Pool oder Strand das Handtuch in den frühen Morgenstunden auszubreiten, um die besten Plätze für den Tag zu reservieren, um dann gemütlich auszuschlafen oder zu frühstücken.
Dieses Ritual ist bei allen anderen Nationen ziemlich unbeliebt, hat nicht nur Memes und Witze produziert, auch Ärger, Spott und Häme …
Italiens öffentliche Strände
Aber die Reservierwut scheint keine deutsch nationale Eigenschaft zu sein, sie packt auch die Italiener, und zwar an öffentlichen Stränden (spiaggia pubblica)! Anders als z.B. in Holland, wo die öffentlichen Sandstrände kilometerlang und breit sind, gibt es in Italien zwar viele tausend Kilometer Meeresufer, aber in manchen Gebieten ist der sanfte Sandstrand die Ausnahme. Hier vergibt die Staatliche Behörde, Wächter über die Domänerechte, zudem Konzessionen für die private Nutzung von Strandabschnitten, dies teilweise seit vielen Jahrzehnten.
So entstanden die privat betriebenen „Bagni“ mit Holzwegen gegen den glühenden Sand, Umkleidekabinen, Duschen, Bar, Liegen und Sonnenschirmen. Hier kann man für Tage, Wochen oder Monate im Voraus seinen festen Platz buchen und hat keinerlei Probleme mit Reservierungsdruck am frühen Morgen.
Für die spontanen Urlauber oder diejenigen, die nicht mehrere Hundert Euro übrighaben, bleiben an jedem Uferabschnitt die öffentlichen Strände über. Meist sind das nicht gerade Premiumlagen am Anfang und Ende der jeweiligen Bucht, aber dafür ist die Nutzung eben kostenfrei.
Zudem ist die Anbrandungszone immer ein öffentlicher Bereich, den alle ohne Einschränkungen nutzen dürfen, so dass der Strandspaziergang garantiert möglich bleibt.
Platzhalter Sonnenschirm?
Auch am freien Strand (spiaggia libera) sind die besten Plätze beliebt, und in der Hochsaison im August wird es häufig eng. Was den Deutschen das Badehandtuch ist dem Italiener dann der Strandschirm, der zur Standardausrüstung für die Ferien zählt. Dieser wird als Platzhalter im Boden belassen, um am nächsten Tag die beste Position geniessen zu können.
… von Ordnungswidrigkeit bis Straftat
Aber Vorsicht, das ist zwar eine charmante Alternative zum Handtuch, aber trotzdem keine gute Idee, denn die „Reservierung“ kann nach geltendem Recht als illegale Nutzung öffentlichen Grundes, auch wenn nur vorübergehend, ausgelegt werden. Dies ist eine Ordnungswidrigkeit, in extremen Fällen, sogar eine Straftat, die nach Schifffahrtsgesetz mit einer Geldstrafe bis zu 516 Euro, in schweren Fällen mit einer Freiheitsstrafe bis zu 6 Monaten sanktioniert sind, zudem gibt es weitere mögliche Geldstrafen von 1.032 bis 3.098 Euro wegen Nichteinhaltung der Vorschriften oder Regelungen. Darüber hinaus können am Strand zurückgelassene Gegenstände von den Behörden entfernt und beschlagnahmt werden, wie dies bereits in einigen italienischen Küstenorten während der Sommersaison der Fall ist, um der Flut an illegalen Reservierungen Herr zu werden …
Wem dies alles zu viel Stress im Urlaub ist, dem ist eine Reise in die Berge zu empfehlen, mit freier Natur und ohne Reservierungsstress für die besten Plätze. Allen ist ein erholsamer Urlaub zu wünschen!
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